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"Mensch, wo bist du?"
Exkursion zum Kirchentag nach Bremen

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DWI-Exkursion zum 32. Deutschen Evangelischen Kirchentag 2009 in Bremen

 

Die DWI-Exkursion im SoSe 2009 stand unter dem Motto „Mensch, wo bist du?”, denn sie führte vom 20.-24. Mai 2009 zum 32. Deutschen Evangelischen Kirchentag nach Bremen. Es gehört zur guten Tradition des DWI, zum Kirchentag zu fahren, zuletzt zum Kirchentag in Köln 2007.


 

 Dekt09 Gruppe

 

Die achtköpfige DWI-Gruppe hatte sich der wesentlich größeren Exkursionsgruppe der Diakonischen Gemeinschaft Hephata unter Leitung von Diakonin Simone Brede angeschlossen. In dieser Gruppe reisten u.a. Studierende des Studienstandortes Hephata der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt, die zugleich mit ihrem Studium der Sozialen Arbeit die Qualifikation zur Diakonin bzw. zum Diakon absolvieren.

 

 

 

Den Kirchentag an sich gibt es natürlich schon aufgrund seiner Größe und Vielfalt nicht. Aber in den folgenden Beiträgen werden doch einige diakonische Themen und Dimensionen aufleuchten. Dabei folgen wir der Tagesstruktur des Kirchentags. Daher steht am Morgen zunächst eine Bibelarbeit auf dem Programm. Jan Meckler nimmt uns mit in die Bibelarbeit von Prof. Dr. Luise Schottroff.

 Dekt09 Ortsschild

Die Bildungsdiskussion war eines der Hauptthemen des Bremer Kirchentags. Schon auf dem  Bildungskongress, den das Diakoniewissenschaftliche Institut 2007 veranstaltet hatte, hatte der Direktor des Deutschen Instituts für Jugendforschung in München, Prof. Thomas Rauschenbach, festgestellt, dass sich das Wohl und Weh der Kinder außerhalb der Schule entscheide und der „Schlüssel-Bildungsort Familie“ vernachlässigt worden sei. Ob angesichts des Scheiterns von immer mehr Familien ein „ganz neues Zusammenspiel“ von privater und öffentlicher Bildung notwendig ist, berichtet Susanne Betz.

 

Aber ist Bildung in der Lage, gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen? Neuere Umfragen belegen, dass ein Großteil der Bevölkerung den Glauben an Bildungsgerechtigkeit und daran, dass Bildung noch berufliche Chancen auftun kann, verloren hat. Die Veranstaltung „Aufstieg durch Bildung?! Zwischen Leitbild und Lippenbekenntnis“ ging daher der Frage nach, ob Bildung gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht oder momentan nicht eher Teilhabe verhindert. Neben anderen Vertretern aus Politik und Diakonie forderte Prof. Gesine Schwan ein neues „Leitbild der Teilhabe“ für die deutsche Bildungspolitik. Matthias Marschall hat die Diskussion für uns zusammengefasst.

 

Dass Bildung nur ein Aspekt zur Ermöglichung gesellschaftlicher Teilhabe ist, verdeutlichte die Veranstaltung „Ausgegrenzt - abgehängt!?“, in der soziologische, biblisch-theologische und praktische Dimensionen von gesellschaftlicher Teilhabe aufgezeigt wurden. Anja Riechert berichtet von Ansätzen, wo jeder Einzelne über den Bildungsbereich hinaus in seiner Individualität wahrgenommen und geschätzt und niemand mehr ausgeschlossen oder abgehängt wird.

 

Dekt09 BremenEng mit dem Gedanken der Teilhabe verbunden war auch ein weiterer Themenschwerpunkt des Kirchentags, der die die Würde des Menschen in den Blick nahm. Zu Veranstaltungen dieses Themenblocks waren zahlreiche Politikerinnen und Politiker eingeladen worden. Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte, die Würde des Menschen müsse bei der gerechten Verteilung natürlicher Ressourcen stärker in Blick kommen. „Die Würde ist unantastbar – und das gilt für alle Menschen“, sagte Merkel im Rahmen der Diskussion mit dem britischen Historiker Timothy Garton Ash zum Thema „Menschenwürde und Demokratie“. Auch Menschen in unterentwickelten Ländern hätten beispielsweise einen Anspruch auf eine gerechte Verteilung und Nutzung von Rohstoffen. „Damit müssen wir uns in den nächsten Jahren viel stärker auseinandersetzen“, forderte die Bundeskanzlerin vor rund 9.000 Menschen, zu denen auch Lynn Schnigula gehörte.

 

 

Auch auf diesem Kirchentag war Diakonie in verschiedenster Weise vertreten. Mit einem lebendigen und abwechslungsreichen Angebot präsentierten sich diakonische Träger, Vereine und Werke aus Bremen, Oldenburg, Leer und den umliegenden Kirchenkreisen der Hannoverschen Landeskirche im „Diakonischen Dorf“ auf dem Liebfrauen Kirchhof mitten in der Bremer Innenstadt. Sergeii Bortnyk nimmt uns mit auf einen Rundgang durch das Diakonische Dorf.

 Dekt09 Stadtmusikanten

 

Zusammen mit der Bundesrepublik feierte der Kirchentag in diesem Jahr sein 60jähriges Bestehen. Zur  Tradition der Kirchentage gehörte auch immer eine gepflegte Streitkultur, er lebt von fruchtbaren Diskussionen mehr als von einstimmigen Podiumsvoten. Wenn allerdings eine Seite die Meinung ihres Gegenübers nicht gelten lassen kann und womöglich biblizistisch selektiv einzelne Bibelzitate verabsolutiert, wird der Diskurs schwierig. Wie lässt sich das Gespräch mit fundamentalistisch argumentierenden Gesprächspartnern aufrecht erhalten? Christine Weltin berichtet von dem Versuch eines „Selbstverteidigungskurses gegen Fundamentalismus“.

 

 

 

Die zahlreichen Diskussionen und Begegnungen des Tages mussten am Abend verarbeitet werden, bevor wir unser Matratzenlager in einer Delmenhorster Schule beziehen konnten. Dazu bot der Kirchentag auch diesmal wieder zahlreiche Angebote. Schon am Abend der Begegnung hatten wir die entspannte Atmosphäre im gastfreundlichen Bremen genossen, wo Leib und Seele durch Fischbrötchen und Lichtermeer gestärkt wurden. Eine ganz besondere Oase für Körper und Geist hatte die Delmenhorster Stadtkirche geschaffen.

 

Angesichts des umfangreichen Kirchentagsprogramms, das etwa 2500 Veranstaltungen umfasste, haben wir auch als Gruppe nur einen kleinen Ausschnitt besuchen können. Zum Glück gibt es eine Dokumentation, die viele Beiträge des Kirchentags zum Nachlesen bündelt:

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Deutscher Evangelischer Kirchentag 2009.
Dokumente, hg. v. Deutschen Evangelischen Kirchentag,
Gütersloh 2009, ca. 736 S., ISBN 978-3579082004,
Subskriptionspreis (bis 31.10.2009) 89,00 Euro, danach: 99,00 Euro.

 

 

Wir freuen uns bereits auf den nächsten Kirchentag in Dresden, einer Stadt, an die wir sehr gute Exkursions-Erinnerungen haben – so Gott will und wir leben!

 

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 29.05.2018
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