Erfahrungsbericht von Sr. Gabi Strobel

 

Mein Name ist Sr. Gabi Strobel. Als Mitglied einer evangelischen Glaubens-, Lebens- und Dienst- gemeinschaft arbeite ich als Diplom-Pflegepädagogin an einer Schule für Pflegeberufe. Die pädagogische Arbeit mit jungen Menschen, deren fachliche und persönliche Vorbereitung für die professionelle Pflege kranker, pflegebedürftiger Menschen in unserer Gesellschaft bedeutet für mich ein großes Vorrecht. Zu dem Profil unserer Schule gehören ein aktives Interesse an bildungs- und berufspolitischen Fragen sowie freiwillige Angebote der Glaubensbildung für Interessierte.

Wenn ich auf bereits drei Semester am DWI in Heidelberg zurückblicke, kann ich sagen, dass mir der Studiengang mit seinen drei Schwerpunkten (praktische Theologie, Sozialarbeitswissenschaft sowie Organisationsentwicklung/Management/Führung) viele Anknüpfungspunkte zur Umsetzung in meiner Alltagspraxis und -reflexion bietet. Besonders profitiere ich von der Praxisorientierung vieler Professoren in den Vorlesungen und dem damit verbundenen Austausch mit meinen Kommilitonen. Die intensivere Beschäftigung mit selbst gewählten Hausarbeitsthemen zu vorgegebenen Modulen empfand ich bis jetzt – trotz mitunter organisatorischen Schwierigkeiten und hoher Anforderung durch den berufsbegleitenden Charakter des Studiengangs – als Bereicherung für mein Tätigkeitsfeld. Im Folgenden berichte ich von einem inneren Stück Wegs der letzten 3 Semester und deren Bedeutung für meine Alltagspraxis.

(1)    Die Auseinandersetzungen mit dem Diakonieverständnis aus diakoniewissenschaftlicher Sicht im allerersten Vorlesungsblock hat mich neu und nachhaltig angeregt zur Reflexion über mein persönliches Selbstverständnis als diakonisch Handelnde und dem damit verbundenen geistlich-spirituellen, missionarischen Auftrag. Sehr angesprochen haben mich dabei Aussagen von schriftlichen Beiträgen wie die von Pfarrer Ulrich Laepple (Berlin, 2006): „Diakonie hat die wunderbare Chance, dem ganzen Menschen das Zeugnis von Gottes Liebe in der ganzen Breite zu geben: leibhaft (z.B. in der Pflege), zeichenhaft (z.B. im Segen), worthaft (z.B. in einem seelsorglichen Zuspruch). Dem ganzen Menschen das ganze Evangelium – das ist Chance und Vorrecht der Diakonie“.

(2)    Während der Erstellung einer Hausarbeit im Rahmen des Moduls „Biblische Grundorientierung/biblische Hermeneutik“ haben mich Gemeinsamkeiten in der Haltung des diakonischen Handelns des barmherzigen Samariters und dem Anliegen des gesundheitswissenschaftlichen Konzeptes der Salutogenese von Aaron Antonovsky stark angesprochen. Das Konzept besagt, dass Menschen mit hohem Kohärenzgefühl (starker Zuversicht) zu einem stabileren psychosomatischen Gesundheitszustand tendieren als Menschen mit niedrigem Kohärenzgefühl. Die Suche nach Gemeinsamkeiten und das Auffinden vieler Anknüpfungspunkte zwischen theologischen und gesundheits-wissenschaftlichen Aspekten im Gleichnis vom Barmherzigen Samariter haben mich ermutigt zu einer gesundheitsförderlichen Denkweise diakonischen Handelns im Alltag bzw. zum Vernetzen von Disziplinen im Denken und Handeln.

(3)    Für meine berufspädagogische Arbeit war mir in den Vorlesungen die sozialwissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Theorien des Konstruktivismus, der Lebensweltorientierung bzw. dem Konzept „Konstrukt-Neutralität“ in der Beratungspraxis wichtig. Durch die Beschäftigung damit wurde ich inspiriert, in meiner pädagogischen Arbeit mit meinen Schülern neue Sichtweisen im Umgang mit ihnen einzuüben.

(4)    Als Mitglied im Landespflegerat (LPR) Baden-Württemberg bin ich stark mit sozial- und berufspolitischen Themen konfrontiert. Die soziale Problematik, die in unserer Gesellschaft u.a. durch den Pflegefachkräftemangel zunimmt, hat uns als LPR dazu veranlasst, ein konzeptionelles politisches Diskussionspapier zur Errichtung einer Pflegekammer in Baden-Württemberg zu entwickeln. In Vorlesungen zur Sozialpolitik konnte ich Konzepte und Theorien – wie den Politikprozess oder das Modell sozialpolitischer Interventionsformen – kennenlernen, die wir in einer Vorlesung konkret für die Anwendung in der Errichtung einer Pflegekammer durchdachten. Die dabei entstandenen Plakate wiederum waren uns im LPR eine Hilfe.

(5)    Im Rahmen des Moduls „Organisationsentwicklung“ lernten wir in einem Vorlesungsblock die 7 Wesenselemente einer Organisation nach Glasl kennen. Für mich kam das zum rechten Zeitpunkt: Im Rahmen der Vernetzung von Theorie und Praxis bietet unsere Schule projekthaft zweijährig Schulungen für interessierte Pflegestationen an: „Modellstation pflegerischer Bildung“. In einer der ersten Schulungen entstand mit den Pflegenden ein intensiver Austausch über die 7 Wesenselemente einer Pflegestation. Diese Wesenselemente begleitet das Projekt seither wie ein roter Faden. Immer wieder hilft uns der Blick auf das Modell zu mehr Transparenz und Verstehbarkeit.

(6)    Im Modul „Biographie und Leitung“ haben wir uns in einem Vorlesungsblock mit der Luhmann‘schen Systemtheorie beschäftigt. Im Rahmen der Erstellung einer Hausarbeit zu diesem Modul hatte ich die Gelegenheit mich intensiver mit dem Charakteristischen eines Systems einer Organisation zu beschäftigen. Dadurch eröffnet sich mir allmählich eine neue Sichtweise für Systeme, in denen wir leben.

(7)    Im Moment beginne ich mich im Rahmen des Moduls „Management-Qualitätsmanagement“ in einer Hausarbeit mit einer Gegenüberstellung von Aussagen der Dienstleistungsqualität im Management und Aussagen Jesu Christi zu „Dienstleistungsqualität“ zu beschäftigen. Jesu Christi Dienst an mir hat Qualität, höchste geistlich-sprirituelle Qualität. Ich bin gespannt, auf welches neue innere Stück Wegs mich die Beschäftigung mit diesem Thema mitnimmt. Dabei ist mein Gebet, dass meine Dienstleistungsqualität immer wieder neu vom Geist Gottes durchdrungen wird. Bliebt doch die Quelle für allen Dienst die Heilsgemeinschaft mit Christus. Aus ihr allein fließt mir Kraft, Freude und Ermutigung für den diakonischen Auftrag an meinem Platz und auf meinem Stück Weg.

 

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 22.05.2018
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