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Leben und Wirken von Dr. Antonie Kraut (1905-2002)

Buch: Antonie Kraut (1905 - 2002). Eine Stuttgarter Pionierin und Gründerin der Evangelischen Heimstiftung.

Zwischen Oktober 2016 und Juni 2018 erforschte das Diakoniewissenschaftliche Institut Heidelberg im Auftrag der Evangelischen Heimstiftung (EHS) Leben und Wirken von Dr. Antonie Kraut. Entstanden ist ein zweiteiliges Buch, das Antonie Kraut als Führungs- und Privatperson ergründet und Entwicklungen nachzeichnet, die zur EHS geführt haben. In einem zweiten Teil zeigen 13 Beiträge anschaulich, wie Antonie Kraut bis heute inspiriert und bewegt.

Antonie Kraut wird 1905 als fünftes Kind in eine wohlsituierte Stuttgarter Juristenfamilie hineingeboren. Sie ist geprägt vom tiefen Glauben und aktiven politischen Engagement ihres Elternhauses. Die Mutter ist Geschäftsführerin der Evangelischen Frauenarbeit, ihr Vater hat eine Anwaltskanzlei sowie Ämter im württembergischen Landtag und im Versicherungswesen. Antonie beginnt 1925 ihr Jurastudium, promoviert 1934 über die Stellung der Frau im württembergischen Privatrecht, übernimmt den Vorsitz ihrer Mutter bei der Frauenarbeit und positioniert sich im Kirchenkampf deutlich gegen Nationalsozialismus und Gleichschaltung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg organisiert die promovierte Juristin in Württemberg Unterkünfte für Flüchtlinge und den Aufbau diakonischer Einrichtungen. Mit Vertretern der Inneren Mission, der Caritas und der Arbeiterwohlfahrt gründet sie 1945 die Liga der Freien Wohlfahrtspflege. Sie ist maßgeblich am Aufbau und der Entwicklung einer modernen Sozialplanung beteiligt. Mit ihren gutachtlichen Stellungnahmen hat sie die Sozialgesetzgebung und die Entwicklungen im Familienrecht beeinflusst.

Wie ein roter Faden zieht sich die Verbundenheit Antonie Krauts mit der württembergischen Landeskirche und den diakonischen Institutionen durch ihr Leben. Ganze 26 Jahre hat die Rechtsanwältin die Position der Geschäftsführerin zunächst im württembergischen Landesverband der Inneren Mission und schließlich im Diakonischen Werk Württemberg inne (1945-1971).

Mit Talenten war sie auf vielen Gebieten gesegnet. Und sie hat das Beste daraus gemacht. Antonie Kraut, die Grande Dame der Stuttgarter Diakonie. Sie dachte quer, handelte quer. Über Konventionen ihrer Zeit hat sie sich hinweggesetzt. Selbstbewusst und bürgernah, mit beiden Beinen fest im Leben stehend, hat die Rechtsanwältin sich für eine Kultur des Helfens engagiert. Als Frau in Führung hat sie tragfähige Fundamente für die württembergische Diakonie gelegt. Und sie hat wesentlich zur Förderung der beruflichen Gleichstellung von Frauen und Männern im kirchlichen Bereich beigetragen.

Für die Evangelische Heimstiftung hat die Gründerin eine ganz besondere Bedeutung. „Ihr selbstgewähltes Motto „Helfen, wo geholfen werden muss“ hat das Unternehmen von Beginn an tief geprägt und tut es immer noch“, sagt Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider. Die Stuttgarter Unternehmenszentrale trägt ihren Namen, am Eingang erinnern ein Wandbild und ein Zitat an die Gründerin. „Für sie stand der Mensch immer im Fokus“, weiß Schneider, „dafür hat sie sich im Zweifel auch mutig über Konventionen ihrer Zeit hinweggesetzt. Das ist gelebte Diakonie und bis heute ein Leitbild unseres Handelns“. Die besondere Bindung zur EHS beruhte stets auf Gegenseitigkeit. „Die Krönung meiner Arbeit war 1952 die Mitgründung der Evangelischen Heimstiftung“, schreibt Kraut in einem Rückblick. 50 Jahre lang war sie ehrenamtlich und unentgeltlich als Vorsitzende und Ehrenvorsitzende engagiert.

Und auch darüber hinaus hat das Wirken Antonie Krauts Spuren hinterlassen. Als Frau in Führung habe sie tragfähige Fundamente für die württembergische Diakonie gelegt und wesentlich zur Förderung der beruflichen Gleichstellung von Frauen und Männern im kirchlichen Bereich beigetragen. „Damals wie heute sind Menschen von ihr inspiriert“, weiß Mäule, „mutig sein, hinsehen, für Hilfebedürftige eintreten – das war und ist Antonie Kraut. Eine Stuttgarter Jahrhundertfrau“.

 

Informationen zum Buch:

Teresa A. K. Kaya, Thomas Mäule: Dr. Antonie Kraut (1905 – 2002). Eine Stuttgarter Pionierin und Gründerin der Evangelischen Heimstiftung. Evangelische Heimstiftung, Diakoniewissenschaftliches Institut der Universität Heidelberg (Hg.), Verlag und Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft GmbH, Stuttgart 2018, 136 Seiten.
ISBN 978-3-945369-72-2.

Forschungsprojekt zwischen Oktober 2016 und Juni 2018 im Auftrag der Evangelischen Heimstiftung Stuttgart (EHS)

Ein Beitrag von Dr. Teresa Kaya

 

Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in Stuttgart ein Mädchen namens Antonie Kraut als fünftes Kind in eine wohlsituierte Juristenfamilie geboren. Das langersehnte Nesthäkchen wuchs in turbulenten Zeiten auf. Sie sollte zwei Weltkriege über- und erleben, wurde Zeugin der Abschaffung der Monarchie und Neuordnung Deutschlands in eine parlamentarische Demokratie, des Dritten Reichs sowie der Kapitulation des Hitler-Regimes und schließlich des Neuaufbau Deutschlands in eine Bundesrepublik. Geprägt vom tiefen Glauben und aktiven Engagement in Kirche und Politik ihres Elternhauses nahm Antonie Kraut sowohl als hauptamtliche wie auch ehrenamtliche Akteurin zahlreiche Aufgaben im Kontext der württembergischen Landeskirche wahr. Dadurch erlebte sie die turbulenten Identitätskrisen der evangelischen Kirche und mit ihr der Diakonie hautnah mit. Mit ihrer Persönlichkeit nahm sie konkreten – und nachhaltigen – Einfluss auf die kirchlichen und diakonischen Einrichtungen, in denen sie wirkte, so beispielsweise auf das Diakonische Werk Württemberg (DWW) oder auch die Evangelische Heimstiftung (EHS), deren (Mit-)Gründerin sie war. Antonie Kraut hatte zweifelsohne nicht nur ein bewegtes, sondern auch ein bewegendes Leben. Erstmalig entstand nun eine biografische Studie, die Frau Dr. Antonie Kraut als Führungs- und Privatperson ergründet und Entwicklungen, die zur Gründung der Evangelischen Heimstiftung geführt haben, nachzeichnet. Die Beständigkeit und Verbundenheit Antonie Krauts mit der württembergischen Landeskirche und den diakonischen Institutionen sowie ihre Leidenschaft für das Sozialrecht zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Leben. Ganze 26 Jahre hatte Antonie Kraut die Position als Geschäftsführerin zunächst im LVIM und schließlich im Diakonischen Werk Württemberg zwischen 1945 bis 1971 inne und sogar 33 Jahre lang war sie ehrenamtlich im Vorstand der EHS tätig. Antonie wirkte maßgeblich an der sozialen Gestaltung des Staates mit, beispielsweise durch das Verfassen von Stellungnahmen zum Bundessozialhilfegesetz, die in diversen Ausschüssen auf Landes- und Bundesebene vorgelegt wurden. In der Alltagspraxis diakonischen Handelns standen alle Hilfebedürftigen in ihrem Fokus: alte Menschen, kranke Menschen, Menschen mit Behinderung(en). Auf ihr Engagement hin wurde die Eigenverantwortung der Heimbewohner in Alteneinrichtungen maßgeblich gestärkt und Qualitätsverbesserungen durchgeführt, beispielsweise führte sie Einzelzimmer mit eigenem Bad und die Auswahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Menüs ein. Außerdem entstanden unter ihrer Federführung Fachkliniken für drogenabhängige Menschen sowie spezielle Hilfsprogramme für Menschen mit Behinderungen. Antonie Krauts „Wirken hat Fundamente gelegt für die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Sozialstaat und freier Wohlfahrtspflege.“ Nicht nur für ihre Wegbegleiter war Antonie eine beeindruckende Persönlichkeit. Bis heute lassen sich ihre Spuren zurückverfolgen und im Geiste der Organisationskultur der EHS wiederentdecken. Ganz nach dem Motto „Wurzeln spüren – Neues wagen“ leben Antonie Krauts Ideen in der EHS weiter. Entstanden ist ein zweiteiliges Buch, das zunächst den Fokus auf den Lebensweg Antonie Krauts legt und anschließend die Brücke zur Gegenwart zieht. Dr. Krauts selbstgewähltes Motto „Helfen, wo geholfen werden muss“ hat sowohl ihr Leben als auch die Organisation EHS tief geprägt und angeleitet.

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 05.02.2019
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