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Die Zukunft des Sozialstaats

„Der Sozialstaat – Zukunfts- oder Auslaufmodell“ war Thema eines Abends, den das Diakoniewissenschaftliche Institut gemeinsam mit der Hochschule Ludwigshafen am Rhein im Rahmen des Masterstudiengangs „Unternehmensführung im Wohlfahrtsbereich“ am 24.5.13 in der Alten Aula der Universität Heidelberg durchgeführt hat. Es sprachen und diskutierten Prof. Dr. Friedhelm Hengsbach, einer der profiliertesten Sozialethiker Deutschlands und Prof. Götz Werner, einer der leidenschaftlichsten Vertreter des bedingungslosen Grundeinkommens in Deutschland. Eingeführt in den Abend hat Prof. Dr. Johannes Eurich, der Direktor des Diakoniewissenschaftlichen Instituts und Dekan der Theologischen Fakultät, die Diskussion moderierte Prof. Dr. Stefan Kronenberger von der Hochschule Ludwigshafen, der mit Prof. Eurich zusammen Studiengangleiter des Masterstudiengangs ist.

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Den Abend vor ca. 150 Zuhörerinnen und Zuhörern eröffnete Götz Werner, Gründer und Aufsichtsratsmitglied der Drogeriekette dm. Für ihn ist es zentral, sich von Sozialstaatsmodellen zu verabschieden, die aus eine Zeit stammen, in der ganz andere soziale Bedingungen herrschten (z.B. Selbstversorgung) und stattdessen Ideen zu entwickeln,  in welcher Gesellschaft man in Zukunft leben möchte. Eine Idee ist die des bedingungslosen Grundeinkommens, die jeden in die Position von unabhängiger Freiheit versetzt, das zu tun, was er für wichtig hält. Dabei sei es entscheidend, Arbeit und Einkommen zu trennen, denn das Einkommen werde benötigt, um leben zu können, Arbeit sei nötig, um sich entsprechend seinen Fähigkeiten einbringen und seine Biografie fortschreiben zu können.

Auch Friedhelm Hengsbach, emeritierter Professor für Christliche Sozialwissenschaft bzw. Wirtschafts- und Gesellschaftsethik, betonte, dass die gesellschaftlichen Grundlagen sich verändert haben. Der Ein-Ernährer-Haushalt habe längst ausgedient und dennoch blieben die Sozialleistungen weiterhin an die Erwerbsarbeit gekoppelt. Dabei müsse man davon ausgehen, dass heute zwei Drittel der gesellschaftlich notwendigen Arbeit außerhalb des Marktes und der Erwerbsarbeit erfolgen. Angesichts der Tatsache, dass heute viele vitale Bedürfnisse nicht befriedigt seien (reich an Gütern, am an Zeit), plädierte Hengsbach für eine höhere Wertschöpfung, die Bildung, Gesundheit und Pflege zugutekommen müsse, da Solidarität nicht allein an der Erwerbsarbeit hängen könne.

Die anschließende Diskussion bewegte sich zwischen zwei Polen: zwischen der Frage, wie kraftvoll eine Idee bzw. Utopie von heute sein müsse, um Realität von morgen werden zu können, und der Frage, welche konkreten Schritte umgesetzt werden müssen, um der Utopie wenigstens ein kleines Stück näher zu kommen.

 
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Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 23.05.2018
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