Wissenschaft trifft Praxis:
Behinderung – Theologie – Kirche

Kongress
8. und 9. März 2012
Universität Heidelberg

 

Kirche als gesellschaftlicher Akteur für Inklusion

 

Die Tagung „Wissenschaft trifft Praxis: Behinderung – Theologie – Kirche“ beleuchtete „Inklusion“ aus theologischer Perspektive

 

Das soziale Phänomen der „Behinderung“ stärker in das Zentrum theologischen Nachdenkens zu rücken, stand im Mittelpunkt des Kongresses „Wissenschaft trifft Praxis: Behinderung – Theologie – Kirche“, der am 8. und 9. März 2012 an der Universität Heidelberg stattfand. Rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren der Einladung der Veranstalter nach Heidelberg gefolgt, um gemeinsam nachzudenken und zu diskutieren, wie Menschen mit und ohne Behinderung gesellschaftliches, zumal kirchliches Leben gemeinsam „inklusiv“ gestalten können.

„Inklusion“ ist zwar kein biblischer oder genuin theologischer Begriff, bildet aber, so wurde besonders in den theologischen Hauptvorträgen deutlich, die Botschaft der bedingungslosen Liebe Gottes zu allen Menschen so trefflich ab, dass man geradezu von einer theologischen Grundkategorie sprechen kann. Ist das Aus-sich-Heraustreten als zentrale Bewegung deren Signatur, hat dies jenseits der Selbstbestätigung einer sich bereits inklusiv wähnenden Kirche allerdings weit reichende Folgen für das kirchliche Leben wie für den diakonisch-caritativen Alltag. In den 22 Workshops wurde daher in den lieblichen Wein der Inklusion reichlich das Wasser der exkludierenden Praxis gegossen: Inklusion beschränkt sich nicht auf Barrierefreiheit; sie hinterfragt überkommene Gottesdienst- und Gemeinde­traditionen; sie verlangt von diakonischen Einrichtungen neue Organisationsformen und die Entwicklung und Umsetzung innovativer Konzepte; sie fordert Gemeinden zur aktiven Sozialraumgestaltung auf; sie stellt Kirche und Diakonie als Arbeitgeber in Frage und macht, wie immer wieder deutlich wurde, gerade auch vor den gegenwärtig viel diskutierten kirchlichen Reform- und Strukturprozessen nicht halt. Neben der Überprüfung, De- und Rekonstruktion theologischer Sprache und Lehrinhalte – Ist Behinderung ein Teil der guten Schöpfung Gottes? Welche Gottes- und Menschenbilder prägen den christlichen Glauben, seine Vorstellungen von Heil und Heilung, vom gelingenden wie dem ewigen Leben? – widmete sich die Tagung daher ganz wesentlich auch den durch die veränderten sozialpolitischen, soziologischen und technologischen Rahmenbedingungen gestellten Herausforderungen.

Praxis-Beispiele und gelungene Modellprojekte geben Mut zu der Hoffnung, dass sich die Konturen inklusiver Diakonie und Kirche, die in den knapp zwei Tagen in Heidelberg sichtbar wurden, zukünftig weiter schärfen lassen, um so letztlich auch den gesellschaftlichen Diskurs glaubhaft befruchten zu können.

Die Tagung wurde gemeinsam vom Diakoniewissenschaftlichen Institut der Universität Heidelberg, der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin, der Arbeitsstelle Pastoral für Menschen mit Behinderung der DBK, dem Referat Sozial- und Gesellschaftspolitik der EKD, der Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie (CBP) sowie dem Bundesverband evangelische Behindertenhilfe (BeB) ausgerichtet.

 

Dietmar Kauderer

 

Seitenbearbeiter: E-Mail
Letzte Änderung: 30.05.2018
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