Contexts and Models: Abstracts

1. Diakonische Arbeit und soziale Aktionen in Zentral- und Osteuropa
2. Die Stadtmission in Oslo
3. Diakoniekirchen-Netzwerk in Europa
4. Migration und Diakonie
5. Die Relevanz der Diakonie für die Zivilgesellschaft und die Anerkennung der Marginalisierten
6. Ein weibliches Gesicht der Kirche?
7. Neue Modelle der Gemeinwesendiakonie

 1. Diakonische Arbeit und soziale Aktionen in Zentral- und Osteuropa: Entwicklung und Innovationen in der Ausbildung

Die Internationale Akademie für Diakonie und Soziales Handeln in Zentral- und Osteuropa (INTERDIAC) ist eine neue Akademie, die Lernprogramme, Forschung und Entwicklung und Netzwerkarbeit entwickelt, um den Bedürfnissen diakonischen und sozialen Handelns in der Region nachzukommen. Das Lernergebnis der ersten fünf innovativen Monate ist ein anerkanntes internationales Studienprogramm “Soziale Integration, Partizipation und Diakonie”, das wir vorstellen. Weitere Trainingsaktivitäten, wie die interdiakonischen mobilen Workshops und die Entwicklung von akademischen Studiengängen werden ebenfalls präsentiert.

Die Ergebnisse einer großen interdiakonischen Konferenz mit 55 Teilnehmenden aus 15 Ländern mit dem Schwerpunkt “Diakonie und soziale Ausgrenzung in der zentral- und osteuropäischen Region” werden vorgestellt. Die daraus resultierende “Bratislava-Erklärung”  wurde durch die Konferenz als ein Ergebnis der Arbeit von INTERDIAC und seinen Partnern in der Region anerkannt. Der Workshop wird dazu einladen, sich dem Prozess anzuschließen, Antworten zu entwickeln auf soziale Ausgrenzung in der zentral- und osteuropäischen Region und darüber hinaus für Gesellschaften und Wirtschaften einzutreten, in denen Ausgrenzung nicht mehr länger toleriert wird.

Agnieszka Jelinek, Warsaw

Janka Adameová, Cesky Tesin

 

 

2. Die Stadtmission in Oslo

In diesem Workshop werden wir über einige Schlüsselkonzepte der diakonischen Arbeit der kirchlichen Stadtmission in Oslo  - Respekt und Anerkennung - nachdenken und die Bedeutung und die möglichen praktischen Auswirkungen dieser Konzepte am Beispiel des kürzlich errichteten Gesundheitszentrums für illegale Einwanderer in Oslo untersuchen. 

Die wichtigste Vision der kirchlichen Stadtmission ist, das "Menschen in der Stadt Respekt, Gerechtigkeit und Fürsorge erfahren". Warum und auf welche Weise spielt "Respekt" eine wichtige Rolle in der diakonischen Praxis? Auf welche Art kann die vor kurzem erfolgte  Betrachtung über den Respekt angesichts sozialer und menschlicher Ungleichheit (z.B. Richard Sennet) und den verschiedenen Ebenen des fortwährenden Kampfes um "Anerkennung" (z.B. Axel Honneth) für die diakonischen Bemühungen, den Nöte illegaler Migranten zu begegnen, sachdienlich gemacht werden? 

Die Herausforderungen, der sich die diakonische Arbeit in Europa gegenübersieht, sind besonders akut im Bereich der Migration in Form von Ausländerfeindlichkeit, "anti-Zigeunertum" und interreligiösen Spannungen, die anscheinend zunehmen. Verschiedene Beispiele z.B. aus Schweden und Frankreich belegen das eindeutig. Das Eintreten für die Grundrechte von z.B. illegalen Migranten wird die Kirchen und diakonischen Organisationen in das Zentrum solcher hitzigen politischen Debatten bringen und können Risiken und Kosten für alle beteiligten Parteien nach sich ziehen. Daher besteht die Notwendigkeit für eine solide Basis - ethisch, theologisch und auch juristisch und methodologisch - für diese Art der Praxis. 

Dr. Sturla Stålsett, Oslo

 

3. Diakoniekirchen-Netzwerk in Europa: Kirchen gegen Armut und Ausgrenzung - z.B. die Akademie für Arme in Heidelberg

Florian Barth, Heidelberg

 

 

4. Migration und Diakonie: Eine wachsende Herausforderung

Der Workshop setzt sich aus einem einführenden Vortrag und anschließender Diskussion zusammen. Der Vortrag thematisiert zunächst die Wurzeln und Anfänge des diakonischen Engagements für Migranten und Flüchtlinge und stellt anschließend wichtige Stationen und Herausforderungen, sowohl innerhalb der politischen Diskussion als auch innerhalb der diakonischen Arbeit, dar: Die Zäsur durch das Zuwanderungsgesetz im Jahr 2005, die Debatte rund um das heute politisch so wichtige Schlagwort „Integration“, Themen wie Bleiberecht und Resettlement von Flüchtlingen, die gestiegene Bedeutung des Akteurs EU. Der Hauptteil des Vortrages greift das Thema der Tagung auf und stellt mit Blick auf aktuelle und zukünftige Herausforderungen die Verbindungen zwischen Migration und Armut in den Mittelpunkt: auf Diskriminierung und unzureichende Bildungschancen für Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland, auf die Schlechterstellung von Ausländern im deutschen Sozialrecht, auf die innereuropäische armutsbedingte Migration, auf die Verbindungen der Themen Migration und Entwicklung. Zum Schluss wird der Blick wieder auf die Institution gelenkt und die aktuelle Herausforderung der Interkulturellen Öffnung im Spannungsfeld der eigenen Ansprüche rund um Nicht-Diskriminierung aber auch rund um Profil und christliche Identität thematisiert.

Katharina Wegner, Brussels

Julia Hettenhausen, Berlin

 

5. Die Relevanz der Diakonie für die Zivilgesellschaft und die Anerkennung der Marginalisierten: Eine Praxisdiskussion aus Norwegen

Das Projekt hat die Partizipation an der Diskussion über Nationalitäten zum Ziel. Die zentrale Frage lautet, wie gewisse Vorkommen körperlich in Begegnungen zwischen Gruppen ausgedrückt werden. Meine Forschungsarbeiten haben zum Ziel,  Erzählungen körperlich in einem spezifischen räumlichen Zusammenhang zu analysieren und zu interpretieren. In diesem Zusammenhang bilden Begegnungen zwischen denjenigen, die sich als die Mehrheit in einer Gesellschaft begreifen, und den Ausgegrenzten, wie z.B. Suchtmittelabhängige und Bettler, den Schwerpunkt. Eine Feldstudie bildet einen Teil der Arbeit. Ich benutze die Videotechnik, um diese Begegnungen einzufangen. Das Gesamtziel des Projektes ist die Diskussion darüber, wie weit eine Analyse wie meine zu einer Erneuerung der Diskussion um die Nationalitäten beitragen könnte. In gegenwärtigen Diskursen zur Staatsbürgerschaft ist diese mit Begriffen wie Subjektivität, Rechten und Solidarität verknüpft. Die Idee ist, statt dieser Herangehensweise den Begriff der Nationalität in einen Diskurs einzubinden, wo er traditionell nicht hingehört: Die Rede über die Person. Erzählungen visueller, oraler und schriftlicher Art, die Personen beschreiben und Antworten auf Personen sind von Bedeutung für die Nationalität  und das Dazugehörigkeitsgefühl.

Das Ziel ist,  Phänomene innerhalb gemeinsamer Lebenswelten und Orten auf den Straßen Oslos zu lokalisieren und zu interpretieren. Ich möchte nach etwas Ausschau halten, was phänomenologisch mit „Barmherzigkeit“ definiert werden kann. Kann Nationalität als Zugehörigkeit vor dem Hintergrund von Personen in heterotopen Räumen anstatt durch traditionelle Rechte wahrgenommen werden? Kann das Konzentrieren auf die Personenperspektive zu den Grundlagen der  Nationalität und der Zugehörigkeit beitragen?

Kaia Schultz, Oslo

 

6. Ein weibliches Gesicht der Kirche? Gender und Diakonie in europäischer Perspektive mit praxisbezogenen Anmerkungen aus Deutschland

In den Bereichen Pflege und soziale Arbeit zeigen sich Geschlechteraufteilungen besonders deutlich, sowohl in den Kirchen und den kirchlichen Verbänden als auch in der gesamten Gesellschaft. Thema des Workshops sind die Ergebnisse mehrerer europäischer, interdisziplinärer och empirischer Forschungsprojekte, die sich mit den Wechselwirkungen von Gender, sozialer Sicherung, Kirche und Theologie auseinandersetzten. Insgesamt waren 12 europäische Länder an den Projekten beteiligt. Übergreifende Fragen sind: Welches Bild von der Kirche entsteht durch eine Betrachtungsweise, die auf Pflege, soziale Sicherung und soziales Engagement fokussiert? Wird das Gesicht der Kirche weiblicher? Gibt es auch so etwas wie ein männliches Gesicht der Kirche - und wenn ja, wie unterscheidet sich dieses von dem weiblichen? Im ersten Hauptteil des Workshops präsentiert Ninna Edgardh ein Bild der Kirche, das sich aus dem europäischen Vergleich ergibt. Den Ausgangspunkt für den zweiten Teil des Workshops (Annette Leis-Peters) bilden die deutschen Fallstudien in den europäischen Projekten. Was ist im Vergleiche das Besondere an der deutschen Situation? Welche Herausforderungen und Aufgaben ergeben sich für Kirchen, Diakonie und Forschung?

Dr. Ninna Edgardh and Dr. Annette Leis-Peters, Uppsala

 

 7. Neue Modelle der Gemeinwesendiakonie: Einblicke aus Deutschland und Finnland

In Deutschland wird das gemeinsame Engagement von Kirchengemeinden, diakonischen Diensten und Einrichtungen im und für den Stadtteil neuerdings als „Gemeinwesendiakonie“ bezeichnet. Das gemeinsame Handeln von verfasster Kirche und organisierter Diakonie nimmt den Stadtteil in den Blick, orientiert sich an den Lebenslagen der Stadtteilbewohner und öffnet sich so zum Gemeinwesen hin. Gleichzeitig erfordert gemeinwesendiakonisches Engagement viel strategisches Geschick, um die unterschiedlichen Handlungslogiken von Kirche, Diakonie und Stadtteil miteinander zu verbinden. Wenn dies gelingt, ergibt sich ein echter Mehrwert für den Stadtteil, dessen Bewohner und den beteiligten Akteure.

Prof. Dr. Gerhard Wegner and Martin Horstmann, Hanover

 

 

 



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Letzte Änderung: 01.12.2010
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